Krise ab 2017
Am 5. Dezember 2017 wurden Unregelmäßigkeiten in der Bilanz von Steinhoff eingeräumt, woraufhin CEO Markus Jooste versprach, am Abend eine Präsentation zu geben. Stattdessen verschickte er an einige Kollegen eine E-Mail, in der er zugab, „ein paar große Fehler begangen und vielen unschuldigen Menschen finanzielle Verluste zugefügt“ zu haben. Er müsse „weiterziehen“. Daraufhin war er verschwunden.[4] Die Prüfungsgesellschaft Deloitte hatte zuvor dem Konzern das Testat verweigert.[16] Die Steinhoff-Aktie verlor am Folgetag 60 Prozent ihres Kurses[17] und sank noch in derselben Woche zeitweise auf einen Kurs von 35 Cent.[18] Das Unternehmen wurde nach dem Rücktritt von Jooste übergangsweise vom Großaktionär und Aufsichtsratschef Christo Wiese geführt, am 14. Dezember 2017 trat dieser von sämtlichen Ämtern mit sofortiger Wirkung zurück.[19] Heather Sonn, die als unabhängiges Mitglied im Aufsichtsrat sitzt, übernahm kommissarisch diese Aufgaben.[20] Am 19. Dezember 2017 wurde Danie van der Merwe zum CEO ernannt.[21] Bis zum 21. Dezember 2017 verlor die Aktie des Unternehmens binnen 14 Tagen über 90 Prozent ihres Wertes. Die Marktkapitalisierung betrug nur noch 17,15 Milliarden Rand (1,144 Mrd. € zum Kurs vom 17. Januar 2018).[22]
Anfang 2018 leiteten die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und die Staatsanwaltschaft Oldenburg unabhängig voneinander Untersuchungsverfahren ein.[23]
Im April 2018 wurde bekannt, dass die österreichische Möbelhauskette XXXLutz den Discounter Poco für 266,25 Millionen Euro übernimmt. Poco gehörte seit 2008 zu 50 % der Steinhoff International Holdings und zu 50 % der XXXLutz-Gruppe.[24]
Bei der Tochtergesellschaft Kika/Leiner sprang Anfang Juni 2018 eine Kreditversicherung ab und es drohte laut KSV, mit der Auszahlungspflicht des Urlaubsgelds Ende Juni 2018, die Insolvenz. Nachdem XXXLutz als Interessent für eine Übernahme kolportiert wurde, verlautete am 14. Juni 2018, dass die Signa Holding des Tiroler Immobilieninvestors René Benko Kika/Leiner von Steinhoff kaufen wird. Kika/Leiner beschäftigt etwa 5000 Mitarbeiter.[25] Die Übernahme wurde nach kurzer Verzögerung am 22. Juni fixiert. Durch den Verkauf hat der im Januar 2018 berufene CFO Philip Diepernik eine drohende Insolvenz abzuwenden versucht.[26]
Im August 2018 wurde bekannt, dass Steinhoff die Steinhoff Europa AG (SEAG) und die Finance Holding aus Brunn am Gebirge (Niederösterreich) abzieht und nach Cheltenham (Großbritannien) übersiedelt.[27]
Für 2017 meldete Steinhoff einen operativen Verlust von 3,7 Milliarden Euro und für 2018 einen operativen Verlust von 1,2 Milliarden Euro.[28]